Am 17.09.2011 wurde in den USA aufgerufen zu OCCUPY WALLSTREET (https://occupywallst.org), um zu demonstrieren, Versammlungen abzuhalten und ein Camp aufzubauen – wie auf dem Tahrir-Platz in Kairo und der Puerta del Sol in Madrid. Sie verkündeten daher vorher: “Unsere Mission: Am 17. September 2011 wollen wir 20.000 Menschen nach Lower Manhattan strömen sehen, Zelte, Küchen, friedliche Hindernisse aufbauend – und Wall Street für ein paar Monate besetzen. Einmal angekommen, werden wir unaufhörlich eine einfache Forderung nach radikalem und sofortigem Wandel in einer Vielzahl von Stimmen wiederholen, dem Beispiel unserer Ägyptischen Brüder und Schwestern vom Tahrir-Platz folgend.”
Daraus wurde dann ein Aufruf zu einem #Anti-Banks Day, ein Tag um Bankenviertel weltweit zu besetzen. Im folgenden Video kann man sehen, wie die „Empörten“ und die „Feinen“ in New York aufeinander treffen, wo – ohne offizielle Genehmigung – sich dann auch einige tausend Menschen (5.000?) am 17. September versammelten und einige hundert begannen zu übernachten (200?):
Über Occupy Wallstreet wird inzwischen – nach anfänglicher Ruhe – viel berichtet: Aljazeera begann sofort damit – und setzt das regelmäßig fort – unter US protesters rally to occupy Wall Street. Auf Twitter, wo #takewallstreet mal der Nr. 3 Trend weltweit wurde am Samstag, konnte man lesen: ” The police ask to speak to the leader. We told them there is no leader. They didn’t understand.” … und in einem Chat anlässlich der Ereignisse stand: “despite the history of civil action, this might be the first non-traditional application of the term “open source” in civil movement.”
Der englische Guardian schrieb dann am 19. September: „The call to occupy Wall Street resonates around the world: Wir brauchen tiefgehendere Veränderungen unseres Finanzsystems, sonst werden die Zeltstädte von Menschen, die wütend sind auf die Gier von Konzernen, weiter auftauchen. (…) Aber da ist nicht nur Wut. Da ist auch eine Wahrnehmung, das die Standardlösungen für die Wirtschaftskrise, die von Politikern und der Mainstream-Ökonomie vorgeschlagen werden – Anreize, Einsparungen, niedrige Zinsen, Ankurbelung des Konsums – falsche Optionen sind, die nicht funktionieren werden. (…) Jede Nacht, in der #OCCUPYWALLSTREET weiter besteht, wird die Möglichkeit eines vollständigen globalen Aufstands gegen das „business as usual“ sich erhöhen.“
Und die Demonstranten bekommen reichlich Unterstützung, so dass eine nah gelegene Pizzeria innerhalb von einer Stunde etwa Bestellungen in Höhe von 2.800 US$ bekam, als per Twitter von den Menschen dort berichtet wurde, dass sie hungrig seien. Und auf einer für den 17. September eingerichteten Spendenseite bei WEPAY sind über 8.300 US$ (aktuell) eingegangen.
Nach der ersten Berichterstattung in den Medien am 17.9. ( ‘Day Of Rage’ Protest On Wall Street | Protesters Begin To “Occupy” Wall Street) hat am Montag, den 19.9. auch das n-tv berichtet: Aktivisten belagern Wall Street (und bietet viel Informationen rund ums Thema).
Einen ausführlicher Filmreport mit vielen Interviews vorort machte Democracy Now: “Occupy Wall Street: Thousands March in NYC Financial District, Set Up Protest Encampment” (ab Min.14:40). Der Bericht startet mit einer Rede Präsident Obamas, der seine Pläne zur Reduktion der Schulden erläutert: Die amerikanischen Staatsausgaben sollen in den nächsten 10 Jahren um 3 Billionen US$ reduziert werden und jeder müsse seinen Beitrag dazu leisten. Dann wird anschließend von der Wallstreet berichtet und einer der Organisatoren , David Graeber interviewt, der in der gegenwärtigen Politik keine Lösung für die Probleme sieht und daher auch über die Motivation für die Demonstration sagt: „Nun ja, was die Menschen in Europa tun, ist im Kern die Demokratie neu zu erfinden. Die Idee ist eigentlich, das alle politschen Parteien im Grunde abgewirtschaftet haben. Sie sind im wesentlichen gekauft und verkauft von der Finanzelite, die die Krise kreiert hat. Es gibt keine Möglichkeit, das sie tatsächlich mit einer Lösung kommen. Und manchmal hat man noch einmal von vorn anzufangen. Menschen müssen auf ihre öffentlichen Plätze gehen, sich treffen, anfangen miteinander zu reden, und beginnen Ideen zu entwickeln. Grundsätzlich ist die Idee, das das System uns nicht retten wird; wir haben uns selbst zu retten. So das wir versuchen, so viel Menschen wie möglich auf öffentlichen Raum campieren zu sehen und anfangen die Gesellschaft so umzubauen, wie wir sie haben wollen.“
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Aktuelles unter http://www.echte-demokratie-jetzt.de/occupy-wallstreet-17th-sept/
Übersetzungen: Tom Stelling/www.echte-demokratie-jetzt.de
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