Gedanken einer Aktivistin:
Du hörst es oft. In deiner unmittelbaren Umgebung, durch entfernte Bekannte bei Facebook, als O-Ton der Gesellschaft allgemein. Es sind Sätze wie:
„Sei doch nicht so negativ“,
„Wieso musst du immer alles so politisch sehen?“ und
„Man muss auch einfach mal Spaß haben.“
Sie implizieren alle das Gleiche: Befasse dich nicht so viel mit den schlechten Dingen, die auf der Welt passieren. Lebe einfach dein eigenes Leben und habe Spaß, denn ändern kannst du sowieso nichts.
Es ist die naive Aufforderung zu mehr Unbeschwertheit und gleichzeitig, durch die Permanenz, in der diese Aufforderung wie ein Druck von allen Seiten immer wieder auf dich ausgeübt wird, ein Diktat der modernen Spaßgesellschaft zu mehr Ignoranz und Füße still halten. Zum Einordnen in die Welt der Belanglosigkeiten zwischen dem letzten Starbucks-Kaffee und dem nächsten Disko-Besuch am Wochenende, nicht wissend, dass auch sie in ihrer vermeintlichen Freiheit und Unbeschwertheit nur einem Diktat folgen.
Freiheit ist nur sehr schwer greifbar, weil definitionsabhängig. Sie obliegt zu meist unserer subjektiven Wahrnehmung und wird so zugleich zu einer Waffe, die die Mächtigen, die Meinungsmacher dieser Welt gegen uns richten. Denn während die Glücklichen in einer Welt des belanglosen Spaßes glauben, sie wären frei, erkennen nur die Beschwerten, dass sie es nicht sind, dass es keiner von uns ist. Was ihnen bleibt, ist lediglich die Unbeschwertheit durch Unwissenheit, die Verarschung der eigenen Person und die Verdrängung unserer Verantwortung. Ein Zustand, den ich zugegebenermaßen schon dem ein oder anderen in schwachen Augenblicken geneidet habe.
Ich weiß nicht, ob ich mich jemals komplett in dieser Blase befunden habe. Vermutlich als Kleinkind. Meinen ersten Kontakt mit Armut und der damit einhergehenden ungerechten Verteilung der natürlichen Ressourcen, Nahrung und Einkommen hatte ich bereits als Grundschulkind, als ich meine damaligen 10 Mark Monatstaschengeld per Telefon an eine Fernseh-Spendenaktion zu Gunsten hungerleidender Kinder in Afrika spendete. Ich erinnere mich bis heute daran, wie ich weinte, als ich die Bilder der unterernährten Kinder im Fernsehen sah.
Ich weiß nicht wirklich genau, woher es kam und ob der Gerechtigkeitssinn vor den Bildern oder umgekehrt da war. Viele Begebenheiten aus meiner Kindheit kann ich nicht mehr wirklich in eine chronologische Reihenfolge bringen. Ich weiß nur, dass mein Sinn für Gerechtigkeit neben der ungerechten Verteilung von Ressourcen auch Kuscheltieren galt. So musste meine Mutter mir im Supermarkt unter großem Drängen einen nicht sehr hübschen Plüschhund kaufen, weil er der Letzte war, der in der Warenablage lag und mir deshalb schrecklich leid tat.
Später war es wohl vor allem eben jener ausgeprägte Sinn für Gerechtigkeit, der dafür sorgte, dass ich mich, obgleich anfänglich noch sehr naiv, für Politik zu interessieren begann. Mich interessierte, wie die Welt funktionierte, wieso die Dinge so waren, wie sie waren, aber vor allem war ich idealistisch genug, um den Anspruch zu erheben, dass die Politik bzw. eigenes politisches Engagement Dinge zum Positiven verändern könne. Dabei musste ich schnell feststellen, dass nicht nur das Wissen über politische Zusammenhänge, sondern vor allem das politische Engagement, das ambitionierte Bestreben nach Veränderung, ein nicht zu unterschätzendes Frustrationspotenzial mit sich brachte. Die Politik bzw. das Erwachen des eigenen Interesses daran ist daher für mich bis heute der spannendste und zugleich niederschmetterndste Prozess in meinem Leben. Es ist die Geschichte von idealistischem Optimismus und Leidenschaft und zugleich grenzenloser Fassungslosigkeit. Es ist die Geschichte von Zyklen, Höhen, Tiefen und Zwischenphasen. Es ist das Hoch der Überzeugung, was dir den Anstoß und den Antrieb liefert, dich zu interessieren, es ist das Interesse, was dir die Scheiße offenbart und die Ungerechtigkeit stetig ungerechter werden lässt, weil ihr Ausmaß sich mit jedem Fetzen, den du aufnimmst, weiter vor dir offenbart. Es ist die Depression, die sich daraufhin in Verbindung mit der eigenen vermeidlichen Machtlosigkeit breit macht und es sind die ganz kleinen Erfolge und wiederum die Überzeugung, der Sinn für Gerechtigkeit, der dich immer wieder daraus holt, der dich immer weitermachen lässt.
Dazwischen ist viel und es wäre nicht richtig, diese Phasen zu unterschlagen. In diesen Phasen befassen wir politischen Menschen uns mal mehr, mal weniger mit der Politik, mit all dem, was um uns herum passiert. Denn die Politik ist nichts anderes als das. Sie ist das, was uns umgibt, sie entscheidet darüber, wie wir leben, auch wenn ein Großteil der Gesellschaft leider aufgehört hat, über sie zu entscheiden. Und auch wenn diese Phasen deutlich machen, dass wir uns nicht immer mit dem gleichen Elan mit ihr und ihren Auswirkungen auseinandersetzen, dass auch der politische Mensch Phasen der Regeneration braucht, so zeigen sie doch eines: Die Kontinuität des politischen Bewusstseins.
Und genau das ist die Antwort auf die indirekt gestellte Frage zu Anfang des Textes. Die Antwort auf die Frage, wieso Menschen mit politischen Bewusstsein nicht anders können, als politisch zu denken, wieso wir auf die Spaßgesellschaft so negativ wirken.
Einmal erwacht, ist das politische Bewusstsein nichts, was weggedrängt, nichts, was nach Belieben für einen Disko-Besuch oder ein Holi-Festival ausgeschaltet werden kann. Es gibt keinen Weg zurück in die Spaßgesellschaft, in ein Leben, in dem der Kaffee von Starbucks einfach gut schmeckt, H&M einfach nur ein schickes Top für 9,95 im Schaufenster hat und die eigene Zufriedenheit über die Definition des eigenen gesellschaftlichen Status, des materiellen Konsums und die in Alkohol getränkte Befeierung selbiger Sinnlosigkeit am Wochenende bestimmt wird.
Heute spende ich keine 10 Mark mehr an eine Fernseh-Spendenaktion. Heute liege ich an meinem freien Tag morgens im Bett und lese ein Buch von Jean Ziegler mit dem Namen „Wir lassen sie verhungern“ über die gezielte Ausbeutung und Massenvernichtung in der Dritten Welt. Ich starte damit bereits um 8.00, um bald fertig zu sein, um das nächste Buch von meinem nie kleiner werdenden Stapel lesen zu können. Vielleicht wird es Sartre, oder ich lese Schirrmachers „Ego“ weiter, in dem er auf einzigartige Weise das Monster Kapitalismus beschreibt. Ich hoffe, dass ich vielleicht noch Zeit habe, die mehrteilige Doku, die ich vor einer Woche angefangen hatte, weiterzuschauen. Ich will viel schaffen, bevor ich wieder los muss, bevor die freie Zeit wieder nur spärlich vorhanden ist. Parallel plane und starte ich Aktionen, gestalte den aktiven Teil, dem ich mich vor allem in der Zeit zuwende, wo ich für die Theorie, das Anhäufen von Wissen nicht viel Ruhe habe. Es ist die fünfte Seite von Zieglers Werk auf der steht, dass alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert, dass dieser Planet, auf dem es stirbt, problemlos zwölf Milliarden Menschen, also fast das doppelte der Erdbevölkerung ernähren könne und dass der Fakt, dass es trotzdem an Hunger sterben muss, Mord sei. Dieser Massenvernichtung begegne die öffentliche Meinung des Westens mit eisiger Gleichgültigkeit, allenfalls mit gestreuter Aufmerksamkeit, wenn die Katastrophen „besonders sichtbar“ seien. Es sind Zeilen wie diese und die 300 Seiten, die auf sie folgen, die das Unrecht im Detail offenbaren, die dafür sorgen, dass ich nicht unbeschwert bin. Dass ich es nie mehr sein werde. Und genau so geht es anderen. Auch in Momenten, in denen wir lachen, in denen wir Spaß haben, lachen wir anders, haben anders Spaß als die anderen, weil wir die Welt anders sehen.
Die Welt des politischen Bewusstseins und ihrer Menschen ist in den letzten 30 Jahren zu einer eigenen geworden, obgleich wir alle tagtäglich von Politik und ihren Auswirkungen umgeben sind. Die Zeiten, in denen „alles“ als politisch galt, die 68er-Bewegung, ist lange vorbei. Die Zeiten des politischen Aktivismus sind vermutlich so vorbei wie niemals zuvor. Das lässt sich nicht zuletzt durch die beeindruckenden Gleichgültigkeit der Gesellschaft in Bezug auf den Abhörskandal dieser Tage erkennen. Und so isoliert das eigene politische Bewusstsein von der restlichen westlichen Spaßgesellschaft in gleichem Maße, wie es wächst. Du kannst immer weniger mit ihnen anfangen und sie immer weniger mit dir. Das Ausmaß ist nicht zu unterschätzen. Es betrifft Freundschaften, Familie und nicht zuletzt Liebes-Beziehungen, weil der richtige Partner immer schwerer zu finden und noch viel schwerer zu halten ist. Denn die meisten Beziehungen, die meisten Partnerschaften heutzutage sind nicht mehr für derartiges gemacht. Weil die meisten von uns eben auch in ihrer Beziehung nur Unbeschwertheit und Spaß haben wollen. Und so fühlen wir uns zunehmend unverstanden.
Es ist somit nichts anderes als die Einsamkeit des politischen Bewusstseins, die hier Beschreibung findet.
Und manchmal ist es genau dieser Aspekt, der für das Zweifeln, das Hadern mit sich selber sorgt. Ich betrachte die Eigen-Isolation durchaus kritisch. Der Mensch wird gemeinhin als soziales Wesen bezeichnet. Schaue ich auf mich, so erkenne ich mittlerweile nicht nur Spuren asozialen Verhaltens und bewusster Abgrenzung. Ja, es ist hart, Freunde auf dem Weg zurück zu lassen und Beziehungen scheitern zu sehen. Es ist umso härter, dennoch nichts wirklich dagegen tun zu können, weil du dich, deine Persönlichkeit sonst selber unterdrücken müsstest, weil man sonst beginnen müsste, Unbeschwertheit zu spielen. Es ist eben oft nicht leicht in einer Welt, einer Gesellschaft zu leben, in der es so wenig geduldet wird, sich mit ernsten und deshalb für die meisten negativen Dingen zu befassen. Es ist schwer, dem Druck von Außen, sich gefälligst wieder in die so fremd gewordene Gesellschaft einzuordnen, standzuhalten. Ja, es erscheint fast wie eine Pflicht, abzuschalten, „einfach“ Spaß zu haben. Es herrscht so etwas wie eine Nulltoleranz aufgrund der beschränkten Vorstellungskraft des Mainstreams, dass man eben nicht an den gleichen Dingen Freude findet. Dass eben nicht jeder glücklich ist, wenn er sich nur um sich selber kümmert und am Wochenende das hart erarbeitete Geld vertrinkt und verfeiert. Es ist diese vermeidliche Pflicht zum Spaß nach ihren Regeln, die für ein permanent auferlegtes Rechtfertigungs- und Schuldgefühl sorgt, so lange man sich nicht von der Mainstream-Gesellschaft isoliert.
So ist es die Absurdität des Systems, in dem wir leben, dass sich nicht jene rechtfertigen müssen, die Zeit ihres Lebens mit belanglosem Spaß und eigenem Mikro-Kosmos verbringen, sondern jene, die die Grenzen des eigenen egoistischen Daseins überwunden und sich für ein Leben entschieden haben, welches aus mehr besteht, als dem Einsatz für sich selber.
Text & Bild: Anabel Schunke
Fotograf: Dennis Kornejew
weitere Texte von Anabel:
Das Selbstverständliche – Mädchen Meinungslos – Hommage an Stéphane Hessel
Die hier geäußerten Gedanken gehen mir auch fast täglich durch den Kopf. – Andererseits denke ich aber , daß wir trotz allem, wenigstens zwischendrin das Recht haben, auch mal ein paar Stunden, zwischen Arbeitsstress, Politischen Aktivismus, Bücher Lesen und Alltag, das Leben genießen dürfen, daß hat jedoch kaum was mit dieser ignoranten Spassgesellschaft zu tun, die die Autorin hier beeindruckend & treffend beschreibt.
Absolut. Ansonsten machst du dich selbst verantwortlich und fertig für die beschissenheit der Gesellschaft.
Das Problem ist auch, dass man diese Art der Beteiligung negativ belegt, wie deine Ansicht zeigt. Aktivismus, Bücher lesen und etwas Schaffen, kann und soll positiv für einen selbst sein.
Unser Spaß Begriff ist jedoch durch Werbung geprägt,… belegt mit Bildern des Konsums und der Leichtigkeit. Es wird ein schwarz-weiß denken etabliert, das jegliche Form der Betätigung, „harte Arbeit“ sein muss ( OBI Werbung mal ausgenommen)… das man aber Erfüllung finden kann, in seinem Engagement,… dass es die Seele umspielt, wenn man mit anderen Menschen euphorisch seine Ziele verfolgt, wird oft außen vor gelassen. Es passt nicht in die Schematas bzw. den Rahmen, die uns die Freizeit und Ferienindustrie gern auferlegt. Genauso schafft man mit dieser schwarz-weiß Zeichnerei Akzeptanz für die Einöde und Sinnlosigkeit in so manchem Arbeitsalltag. Man opfert sich ja gerne 8 Stunden auf, wenn man in seiner „Freizeit“ so viele verlockende, himmlische Dinge tun kann. ^^
Der wahre Meister des Lebens ist der, der nicht in Arbeit und Freizeit denkt. Dessen Ziele und Betätigung sich überschneiden, der Spaß daran hat, sich zu verwirklich. Leute die so ein Leben führen und davon „leben“ können, haben meine persönliche Hochachtung. Das sind die Menschen, an denen ich mich für meine persönliche Lebensplanung orientiere. Über derlei Menschen sollte in meinen Augen auch mehr berichtet werden, als elendig lange Zusammenschnitte von „gescheiterten“ Existenzen und Prollos 24/7 in den verschiedensten Sende Formaten über die Sender zu jagen.
Was bringt es uns, zu wissen wie es nicht geht. Was bringt es uns Scheitern zu sehen?
Angst. Bloß nichts riskieren!
Mahlzeit!
CP
Danke für diesen Text. Er hat mir aus dem Herzen gesprochen.
Danke für diese Zeilen, die die von mir gemachte Erfahrung der letzten zwei Jahre zeigt. Bis dahin habe ich zwar auch die schlimmen Bilder dieser Welt gesehen und habe mir meine Gedanken darüber gemacht, warum das so passiert. Schließlich sind wir doch hochintelligent und sollten Wege finden, mit der Selbstzerstörung zu stoppen.
Dann bemerkte ich immer stärker die Zusammenhänge und wundere mich nicht mehr über die Idealisten unter den Politikern, die sich aufreiben und doch nichts zum Besseren bewegen können.
Meine Sicht auf die Welt wird in dem folgenden Artikel recht gut dargestellt, und das lässt nicht wundern, warum es in unserer westlichen Welt immer schlimmmer wird:
Die Herrscher der Welt: Ihre Organisationen, ihre Methoden und Ziele
Ich sehe allerdings die Krisen als Mittel der Evolution den notwendigen Druck weiter zu erhöhen, so dass der nächste evolutionäre Schritt in unserem Bewusstsein immer mehr gewollt sein wird, not-wendig eben. Gerade die Erkenntnisse aus den Abhörskandalen macht es überdeutlich, worauf wir hinsteuern sollten. Weg von der zerstörerischen Konkurrenz hin zur Gemeinwohl-fördernden Kooperation einer vernetzten Menschheit:
Das Erkennen der Auswirkungen von #PRISM und #TEMPORA sollte unseren nächsten Bewusstseinsschritt beflügeln …
VG Martin
Hey Anabel,
Viel zu selten, dass man Menschen wie dich trifft! Danke für diesen großartigen Text. Ich habe dich eben auf Facebook geaddet. Ich würde mich super gern mit dir austauschen, denn wir haben wahrscheinlich die selben Bücher gelesen und ich denke wir können von einander lernen.
Grüße
Marc
Altbekanntes Problem gut und umfassend beschrieben! Ich war selbst hochgradig politisch, hab dann aber damit aufgehört, um mir nicht weiter den Kopf an der Wand zu zerschlagen:
„Schaue ich auf mich, so erkenne ich mittlerweile nicht nur Spuren asozialen Verhaltens und bewusster Abgrenzung. Ja, es ist hart, Freunde auf dem Weg zurück zu lassen und Beziehungen scheitern zu sehen. Es ist umso härter, dennoch nichts wirklich dagegen tun zu können, weil du dich, deine Persönlichkeit sonst selber unterdrücken müsstest, weil man sonst beginnen müsste, Unbeschwertheit zu spielen“
Die Angst vor der Unterdrückung des Selbst ist nur ein vorgehaltenes Argument. Das Selbst ändert sich ständig und wird seine aktuelle Konstitution fast immer sowohl verteidigen, als auch selbstkritisch betrachten. Von daher ist dieser Gedanke automatisch gegeben und irrelevant. Vielmehr geht es hier um die Angst vor der Niederlage und vor dem Eingeständnisses der nicht vorhandenen Kontrolle. Die unbändige Ohnmacht, welche hier beschrieben wird basiert auf der Ahnnahme, das gewisse Dinge so einfach nicht sein könnten, was wiederum auf einem sehr kleinen, gutmütigen und unerfahrenen Weltbild basiert. Sich ständig in Opposition zur „mainstreamigen Spaßgesellschaft“ zu begreifen, nur weil diese nicht die eigenen Ambitionen und Erwartungen erfüllt, macht automatisch unglücklich und nimmt sich selbst zu ernst und beschneidet in den Handlungsmöglichkeiten. Durch diese Einstellung verfestigen sich nur Gräben und Unmöglichkeiten und münden in einer von-oben-herab-Rhetorik der Abweisung, Belehrung und des Vorwurfes. Nichts daran wird helfen die eigentlichen Ziele zu erreichen, den niemand lässt sich gerne permanent Vorwürfe machen.
Es ist zielführender den Spaß an der Politik Abends beim Saufen auf den Partys zu transportieren und dort die Ideen zu unterbreiten, für die man einsteht. Nur so können Ideen Menschen wirklich mitnehmen und Teil des Lebens dieser Menschen werden. Das ist dann gelebte Politik. Lieber Alternativen anbieten in der Menge, als ablehnend und jammernd daneben stehen. Letzeres nütz nämlich wirklich überhaupt niemandem.
Gruß
stfN
Die Ignoranz dieser Spassgesellschaft kommt aber nicht von ungefähr. Sie ist gewollt, sie ist produziert und wird mit subtilen Mitteln auch weiter Aufrecht erhalten. Denn die Nichtdrübernachdenkenden sind einfach zu steuern.
Einst schrieb ich dazu dies hier: Willst Du die Welt verändern…
Veröffentlicht im Dezember 2012 in der OccupyZeitung Deutschland
Der Text ist ansprechend geschrieben, aber der Inhalt ist mir zu düster. Es macht mir Freude, mich gemäß meiner Überzeugung politisch zu engagieren. Es gibt genügend Gleichgesinnte – nur die richtigen Wege müssen gefunden werden. Das rechte Maß zu finden, ist auch wichtig. Die eigene Steuererklärung versäumen wegen der inneren Bilder von verhungernden Kindern, das wäre die falsche Wegrichtung, die wir behutsam ändern können!
Vielen Dank für diesen Text, mir gehen diese Gedanken ständig durch den Kopf.
Die oben genannten Sprüche bekomme ich vor Allem von meiner Familie zu hören. Ich kanns auch verstehen, da sie den ganzen Tag arbeiten, sich um 20 Uhr vor die Glotze setzen und dann meinen politisch ausreichend informiert zu sein. Kein wunder, dass bei Denkanstößen, die etwas weiter gehen, als die Tagesschau, abblocken. Meiner Meinung nach ist das so gewollt und das schon so lange: solang es Brot und Spiele gibt stellt das Volk keine Fragen!
Vielen Dank….ich werde diesen Text wohl noch ein paar mal lesen, er ist einfach zu schön geschrieben! Danke dafür, es geht sicher vielen so, doch vielen ist die meiste Zeit lang nicht bewusst, daß sie damit nicht alleine sind. Dies Geschichte tut uns allen gut!
Hi,
Tut mir leid, alle finden es toll, ich finde den Artikel ätzend.
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem politischen Bewusstsein, aber damit stehst Du bei weitem nicht allein. Die ganze Linkenromantik erinnert mich viel zu sehr an Robert Merle’s “ Hinter Glas“- haste ja bestimmt gelesen als selbsternannter Bücherwurm. Darin geht’s um Studenten, die schön im Warmen aufgewachsen sind und sich dem Proletariat verbunden fühlen, aber nichts mit ihm gemeinsam haben. Wenn Du denkst, wir leben in einer Spass-Gesellschaft, nur weil so ein paar Yuppie- Freunde aus Deiner ehemaligen Seminargruppe immer noch jedes WoE in den In-Club in Eurer Innenstadt gehen, dann liegste, glaub ich, für die Mehrzahl der Leute in Deutschland falsch. Und alles was Du erzählst, klingt auch nich so nach ner Mutter von Kindern, sondern nach politisch korrekter WG mit Gendering.
Schön, dass Du Dein Taschengeld gespendet hast, Deine Eltern und alle Freunde- Du hast es bestimmt nicht wenigen erzählt- fanden das bestimmt mega großherzig… Aber damit hast Du das Geld Deiner Eltern gespendet- danke an die. Und den Rest für Dich haben Sie dann um so lieber bezahlt. Und Dein Studium- damit Du Dich noch besser engagieren kannst- mit Worten, im Studentenkreis.
Ich könnte ewig so weiter machen… aber es reicht vielleicht erstmal.
Ich möchte Dich damit nicht blöd anmachen, eine akademische Sozialromantikerin ist mir allemal lieber als alles von Liberal über konservativ bis Nazi, aber das Geschriebene ist für mich wirklich too much.
Hallo,
ist ja mega witzig, dass ihr meinen Kommentar- den einzigen bis jetzt, der negativ war- gelöscht habt, ihr „echte Demokratie jetzt“- Experten…
Is schon nicht so leicht mit der Demokratie, oder? Dann siebt mal schön weiter die „Liebe Anabel, Du sprichst mir aus dem Herzen, auch ich bin ein unverstandener Idealist und so wie Du besser als die Anderen“- Texte.
Da bleibt mir nur noch danke zu sagen für die Bestätigung eines meiner ältesten Vorurteile!
LG Micha
lieber micha,
aus deinem kommentar hoer ich erst mal viel frust, der aus meiner sicht vor allem von vorurteilen herruehrt.
das technische:
ich schalte kommentare von hand frei, weil einiges an (werbe-)spam reinkommt.
das menschliche:
deine wutprojektion (so wirkts auf mich) auf anabel ist unangebracht, denn sie hat nicht studiert.
erst mal informieren, dann urteilen.
gruss uli
Danke Uli für Deine aufrüttelnden Worte.
Zum Technischen: Gestern stand der Comment, heut morgen nicht mehr. Das bewirkte bei mir zunächst den Eindruck, er wäre gelöscht.
Zum Menschlichen: wahrscheinlich hast Du Recht, es müssen wohl projizierte Wut und viel Frust sein… Ich fühl mich zwar nicht so, aber dann ist es sicher unterbewusst. Eigentlich finde ich, dass ich fast in die gleiche Kerbe haue wie ein Vorkommentator namens Bienas, der seine Meinung allerdings viel eloquenter vermittelt hat. Ich mag’s da gern bisschen deftiger. Aber Dein Kommentar nimmt mir da natürlich völlig den Wind aus den Segeln und verdeutlicht mir eigene Unzulänglichkeiten. Gracias dafür.
Witzig, dass Du betonst, dass ich mit dem wild in dem Raum entworfenen Stereotyp falsch liege, weil Anabel in Wirklichkeit nicht studiert hat. Merkste was?
Ich danke Dir auf jeden Fall für Deine Antwort, weil ich mich einfach gern streite, und das kommentarlose Löschen mich da etwas unbefriedigt gelassen hätte.
Ich wünsche Dir und der durch und durch proletarischen Autorin alles Gute und verabschiede mich dann mal, um Euch nicht weiter auf den Senkel zu gehen, ich denke, nun ist ja erstmal alles Wesentliche gesagt, oder?
LG Micha
Weiter so Mädchen! Aber denke nicht dein Leben sei das Leben von uns allen! Oder gar, dass es das werden sollte. Ein Hoch auf die Aufklärer und Wegbereiter in ein neues vernetztes Bewusstsein. In ein Bewusstsein, in dem jeder sein Leben lebt und jeden sein Leben leben lässt, ausschließlich dafür, dass es allen Leben auf diesem Planeten und auf allen anderen Planeten der Universen GUT ergehen mag. Spaß im Leben zu haben sollte nicht verlernt werden. Das hast du als Kleinkind wahrscheinlich noch gewusst.
Ein Cheers auf dich Aktivistin. Danke, dass du bist und wirkst.
So ist es die Absurdität des Systems, in dem wir leben, dass sich nicht jene rechtfertigen müssen, die Zeit ihres Lebens mit belanglosem Spaß und eigenem Mikro-Kosmos verbringen, sondern jene, die die Grenzen des eigenen egoistischen Daseins überwunden und sich für ein Leben entschieden haben, welches aus mehr besteht, als dem Einsatz für sich selber.
Bringt es gut auf den Punkt!
Mit dem Thema beschäftige ich mich auch schon länger. Jeder kritische Mensch bekommt das zu hören. Meine Version dazu:
»Das musst Du positiv sehen!«
1. Wenn Du einsam bist oder seelische Probleme hast…
2. Wenn Du unter dem Leistungsdruck zusammenbrichst…
3. Wenn Dein Chef Dich von oben herab behandelt oder mobbt…
4. Wenn Politiker, Geschäftsleute und Werbetreibende Dich täglich belügen und betrügen…
5. Wenn Du Dich ein Leben lang für Andere kaputt geschuftet hast und dann eine Armutsrente bekommst…
6. Wenn Du ständig Überstunden machen musst und keine Zeit mehr für Familie und Freunde hast…
7. Wenn Du als chronisch kranker Mensch, als körperlich oder geistig Beeinträchtigter, als Erwerbsloser, als Rentner oder als vermeintlicher Ausländer ignoriert, diffamiert oder beleidigt wirst…
…dann sei nicht unzufrieden oder unglücklich. Wehre Dich nicht! Sei immer gut drauf! Belaste Deine Umwelt nicht mit Deinen Problemen! »Du darfst nicht alles gleich so negativ sehen!«
Zwangsoptimismus als Herrschaftsinstrument.
Quelle: http://www.zeitgeistlos.de/zgblog/2012/das-musst-du-positiv-sehen/
Liebe Anabel,
Deutschland und die Welt braucht Menschen wie Dich nötiger, denn je.
Ich danke dir auf jeden Fall für Dein außergewöhliches Engagement. Was ich gelesen habe beeindruckt mich zutiefst und gibt mir die Kraft nicht zu verzagen.
Es ist einfach schön zu sehen , dass es junge Menschen gibt, die da weiter machen wo andere schon längst resigniert haben, bzw. dort angekommen sind, wo sie die Macht mit denen teilen, die sie früher bekämpft haben. Du setzt das um, was Stephane Hessel uns mitgegeben hat.
Ich bin ein Empörter, dem die Kraft fehlt sich zu engagieren. Die jungen Wilden werden es richten müssen wie eh und je, sie müssen den Kopf hinhalten für die, die ihn nicht benutzen. Ich wünsche dir und allen die diesen Weg gehen, viel Durchhaltevermögen dabei.
Solidarisch
Stefan (55 /Altgrüner, jetzt Linker)
Ich möchte mich den Worten von Stefan anschließen, der mir genau wie Anabel aus der Seele spricht.
Danke dafür
Brati